Das Shanghai Conservatory of Music brachte die Kunqu Opera im Rahmen der Electronic Music Week zur Aufführung. Hierfür entwickelten wir ein klangszenografisches Konzept, das sich von der typischen Live-Beschallung unterschied und eher einer Augmented-Reality-Erfahrung nahekam. Trotz der über hundert sichtbaren Lautsprecher trat deren physische Präsenz während der Aufführung in den Hintergrund und die natürlichen Stimmen der Sängerinnen und Sänger ertönten unverfälscht und unverstärkt. Dezent in der Kleidung der Sängerinnen und Sänger platzierte Mikrofone nahmen ihre Stimmen auf und übertrugen die Tonsignale in eine 3D-Raumsimulation. Ohne den Einsatz großer Lautstärken entstand so eine raumgreifende Klanglandschaft, die ein tiefes Eintauchen in den gegenwärtigen Moment ermöglichte. Die Erkenntnis daraus: Um schöne Momente zu schaffen, müssen wir nicht unbedingt mit hohen Dezibelwerten und Geräuschen aus allen Richtungen arbeiten, nur weil so viele Lautsprecher installiert sind. Es ist wie beim Klavier – nur weil man viele Tasten hat, heißt das nicht, dass man sie alle gleichzeitig mit voller Kraft spielen muss.