Komposition
Komposition
Das Museum Roter Haubarg lädt zu einer Zeitreise ein, bei der das historische Gebäude selbst zum lebendigen Erzähler wird. Mit interaktiven Geschichten, Musik und einer immersiven Inszenierung erweckt die neue Ausstellung die Exponate zum Leben und erzählt auf unterhaltsame Weise ihre Geschichte. Die Besucher erleben die eindrucksvolle Architektur und Geschichte des Haubargs und werden Teil eines immersiven Erlebnisses, das die Vergangenheit in der authentischen Atmosphäre des Museums greifbar macht. Der Rote Haubarg verbindet Vergangenheit und Gegenwart und macht das kulturelle Erbe der Region für alle Altersgruppen zugänglich.
Das architektonische Meisterwerk Roter Haubarg
Wer sich dem Museum Roter Haubarg nähert, wird vielleicht schon eine Weile lang über eine scheinbar endlose flache Landschaft meditiert haben, die nur durch Deiche und Entwässerungsgräben gegliedert und mit grasenden Schafen und Kühen dekoriert ist. Hinter einer Kurve führt ein kleiner Weg von der Hauptstraße ab zu einem lauschigen Plätzchen, wo sich hinter einer Baumgruppe ein imposantes, mit einem gewaltigen Strohdach versehenes Haus an einen malerischen Garten anschmiegt.
Der Baustil der Haubarge wurde im 17. und 18. Jahrhundert populär und ist für seine eindrucksvolle Ständerbauweise und das auffällige, pyramidenförmige Dach bekannt. Manche sind der Auffassung, der Haubarg sei das größte Bauernhaus der Welt. Ob es nun stimmt oder nicht, der Haubarg ist ein beeindruckendes Beispiel für regionale Architektur, die sich an eine in vielfältiger Weise von Wasser geprägten Landschaft anpasst.
Der Rote Haubarg bei Witzwort zählt zu den wenigen noch erhaltenen Häusern und ist ein bedeutsames Zeitzeugnis, was heute der Öffentlichkeit noch zugänglich ist. Anfang des 20. Jahrhunderts dem Kreis Nordfriesland gestiftet, wurde das architektonische Prachtstück in den 1980er Jahren zu einem bäuerlichen Museum hergerichtet und beherbergt in den ehemaligen Wohnräumen auch ein Restaurant.
Etwas irritierend ist mit dem Blick auf den Namen „Roter Haubarg“, dass es in dem historischen Gebäude keinerlei rote Elemente gibt. Im Laufe der Jahrhunderte haben die Menschen in der Region verschiedene Theorien entwickelt, um diese Diskrepanz zu erklären, aber bis heute gibt es keine stichhaltigen Beweise für jedwede dieser Vermutungen.
Eine Zeitreise
Die neue Ausstellung gibt einen tieferen Einblick in den Charakter des Roten Haubargs und lässt das Gebäude selbst zu Wort kommen. Schon beim Betreten des Hauses durch die Ostdiele wird der Besucher vom Roten Haubarg herzlich begrüßt. Auf einer großen Informationstafel verrät er, was die Gäste in den Ausstellungsräumen und auf dem Gartenrundgang erleben können. Ein historisches Modell des Hauses vermittelt einen hervorragenden Überblick über seine Holzkonstruktion.
Öffnet man die kleine Tür zum nördlichen hinteren Teil des Hauses, spürt man sofort einen erfrischenden Hauch kühler Luft. Die hier gelegenen Ausstellungsräume umfassen die Loo, den Bereich, in dem das Getreide gedroschen wurde, ein Zwischengeschoss für die Getreidelagerung und den Vierkant, ein riesiger Lagerraum mit einem 17 Meter hohen Dachfirst. Dieser zentrale Teil des Gebäudes war früher buchstäblich bis unter das Dach mit Heu und Stroh gefüllt. Weiß gestrichene Wände, robuste Holzbalken und ein Lehmboden erfüllen die Atmosphäre mit dem Duft einer langen und bewegten Geschichte.
Immersive Inszenierung: Das Herzstück der neuen Ausstellung
Im Mittelpunkt der neuen Ausstellung steht eine immersive Inszenierung bestehend aus einem ortsspezifischen Objekttheater, musikalischen Intermezzi und Soloperformances der Exponate. Das Haus, zugleich Kulisse und Hauptfigur der Ausstellung, spricht, lacht und hat zuweilen Schwierigkeiten mit dem Selbstwertgefühl. Der Rote Haubarg lädt die Besucher auf eine Reise in die Vergangenheit ein, um die Ursprünge, die Blütezeit und den Niedergang des Haubarg-Baustils zu erkunden. Exponate wie das Butterfass, der Hufkratzer oder der Dreschflegel besitzen ihre eigene Stimme und Persönlichkeit und erfüllen das Haus mit Leben. Für die Gestaltung der Ausstellung haben wir uns Erzählmethoden aus Theater, Hörspiel und Game bedient und uns inhaltlich, ästhetisch und formal vom Ort und seinen Bewohnern inspirieren lassen.
Bei einem Spaziergang durch den Raum kann man miterleben, wie die Exponate hier und da eine Bemerkung machen oder sich räuspern, und das inmitten einer lebhaften Atmosphäre aus knarrenden Balken und einer sich entwickelnden Musique concrète, die vom Zwischengeschoss ausgeht. Hier oben im ehemaligen Getreidespreicher atmet der Chor der Werkzeuge musikalische Atmosphäre und bestimmt den Tagesrhythmus. Die in Echtzeit generierte Komposition bietet immer wieder ein originäres musikalisches Erlebnis. Nähert man sich den Exponaten, fangen sie plötzlich an, mit einem zu sprechen und geben einzigartige und manchmal auch etwas vertrauliche Einblicke in ihre frühere Verwendung und Bedeutung.
Zu jeder vollen Stunde stimmen sich der Rote Haubarg und seine Freunde sich auf eine gemeinschaftlich erzählte Geschichte ein. Dann werden den Gästen anhand einer von vier verschiedenen Geschichten allerlei Einblicke in das Leben der Menschen und Werkzeuge gewährt, die einst diesen Ort bewohnten. Diese theatralen Akte reichen von der Beschwörung mythischer Geschichten über die detailreiche Schilderung des Alltags auf einem Bauernhof im Laufe eines Jahres bis hin zu anekdotischen Berichten und skurrilen Begebenheiten aus dem Arbeitsleben der Exponate. Und sie haben jede Menge Witze zu erzählen!
Den malerischen Garten erkunden: Eine Audio-Tour mit dem Roten Haubarg
Schließlich lädt eine hübsche Gartenlandschaft zum Verweilen ein. Mit Kopfhörern und der Kamera Ihres Telefons, mit der Sie die QR-Codes auf den Bänken abscannen, können Sie sich auf eine ganz individuelle Tour mit dem Roten Haubarg begeben. Dieser Rundgang geht über eine gewöhnlichen Audioguide hinaus – er entführt die Besucher auf einen immersiven 3D-Audiowalk, sodass man mit der Umgebung und der Geschichte des Ortes auch sinnlich in Beziehung tritt. Der Rote Haubarg berichtet auf unterhaltsame Weise über die Besonderheiten der Landschaft, wie etwa die typischen Hügel und Wasserlöcher, die überall in der Gegend zu finden sind. So erfährt man unter anderem, dass das gesamte Land einst unter Wasser stand und durch körperlich mühsame Arbeit dem offenen Meer abgrungen wurde. Und um das Land trocken zu halten, haben die Bewohner innovative Techniken zur Wasserbewirtschaftung entwickelt. Im Gespräch mit dem sachkundigen Gastgeber eröffnen sich neue Perspektiven in allen Winkeln des Gartens und sogar in dem hinter dem Haus gelegenen Teil, wo einst ein großer Misthaufen aufgeschichtet stand.
Der Besuch im Museum Roter Haubarg: Eine lebendige Ausstellung, die es immer wieder neu zu entdecken gilt
Die Ausstellung im historischen Haus Museum Roter Haubarg lädt dazu ein, den Exponaten persönlich zu begegnen. Denn sie sprechen und teilen ihre Erfahrungen durch interaktives Geschichtenerzählen und ortsspezifisches Objekttheater. Dieser innovative Ansatz erweckt selbst abstrakte Themen und unbewegliche Objekte zum Leben und verwandelt eine reflexive, passive Betrachtung in ein aktives, immersives Erlebnis. Anstatt nur zu lesen oder anzuschauen, wird die Geschichte des Haubargs in der authentischen Atmosphäre des Museums greifbar. Es ist eine Erfahrung, die sowohl zu einem vertieften Verständnis als auch zu einer emotionalen Annäherung an das frühere Leben in einem Bauernhaus wie dem Roten Haubarg führt. Die Geschichte der Architektur, der Landschaft und der Lebensweise wird auf elegante Weise mit der Gegenwart verbunden und das lokale Erbe aus verschiedenen Blickwinkeln und für alle Altersgruppen erfahrbar gemacht.
Das Museum empfängt seine Besucher jeden Dienstag bis Sonntag von 11 bis 21 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die aktuellsten Informationen gibt es auf der Website des Museums.